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Geschichte der Hl. Katharina Labouré

Zoe Labouré war ein frohes, glückliches Kind und stammte aus einer einfachen Bauernfamilie. Sie war kein außergewöhnliches Mädchen. Zoe liebte ihre Eltern sehr und von der 10-köpfigen Kinderschar war sie Papas Liebling.

Im Jahre 1814, als Zoe 8 Jahre alt war, traf sie das erste große Leid: Ihre Mutter starb. Tieftraurig stand sie an der Bahre ihrer toten Mutter und da kam ihr der tröstliche Gedanke, dass sie noch eine andere Mutter habe. Sie wandte sich an die Gottesmutter Maria und bat sie, von nun an, ihre Mutter zu sein. Das erbarmungsreichste Mutterherz Mariens hat sich dem Kind zugeneigt und Zoe wurde ein Liebling der allerseligsten Jungfrau.

Seit dieser Zeit musste Zoe dann gemeinsam mit ihren beiden Schwestern und einer Magd den großen Haushalt besorgen. Mit 12 Jahren durfte Zoe die lang ersehnte erste heilige Kommunion empfangen und von dieser Stunde an vollzog sich in ihr eine innere Umwandlung und Reife. Sie wusste genau, dass sie dem Ruf des Herrn in ein Kloster folgen werde. Als ihre ältere Schwester bei den Töchtern des Hl. Vinzenz von Paul eintrat, musste Zoe mit ihrer jüngeren Schwester noch mehr und härter arbeiten, da nun die ganze Last des großen Haushaltes auf ihren Schultern lag.

Eines Tages hatte Zoe folgenden merkwürdigen Traum: Sie sah sich in einer Kapelle, in der ein ehrwürdiger alter Priester die Hl. Messe zelebrierte. Als sie auf dem Heimweg eine Kranke besuchte, stand der Priester wieder vor ihr. Sie wollte ihm entfliehen, er aber sagte ihr: „Meine Tochter, es ist gut, die Kranken zu pflegen. Jetzt fliehst du vor mir, aber eines Tages wirst du glücklich sein, zu mir kommen zu dürfen. Gott hat besondere Pläne mit Dir, vergiss es nicht!“ Kurze Zeit später, besuchte Zoe ihre Schwägerin, welche Lehrerin in einem Pensionat war. Sie führte Zoe zu den Schwestern von Châtillon. Kaum hatte Zoe das Sprechzimmer betreten, fiel ihr Blick auf ein Bild an der Wand. „Was ist das für ein Priester auf diesem Bild?“ fragte sie scheinbar ruhig, während ihr Herz laut pochte, denn sie hatte in ihm den Priester aus ihrem Traum wiedererkannt. „Das ist der Hl. Vinzenz, der Patron dieses Hauses“, antwortete die Schwägerin. In diesem Augenblick fiel der Schleier vor Zoes Augen und sie wusste, wohin Gott sie ruft.

Kurz danach traf sie den Pfarrer von Châtillon und erzählte ihm ihr Erlebnis mit einer solchen Natürlichkeit, dass der Pfarrer ihr antwortete: „Ich glaube, mein Kind, dass dieser Greis der heilige Vinzenz war, der dich zur Tochter haben will.“

Mit 18 Jahren ging sie, fest entschlossen, zu ihrem Vater, mit der Bitte: „Lass mich ziehen, Vater! Ich möchte Vinzenz-Schwester werden, um den Armen zu dienen.“ Bestürzt antwortete der Vater: „Das geht nicht, Zoe, du bleibst da. Denk doch, wie sollen wir es machen ohne dich, der ganze Hof, die Knechte und ich! Nein, nein!“ Zoe entgegnete, dass ihre kleine Schwester sie in all dem vertreten würde, doch der Vater meinte, dass die jüngere Schwester dafür zu jung und zu unerfahren sei. Zoe sagte: „Wenn ich heiraten würde, müsstest du mich auch entlassen“. Der Vater antwortete mit einem düsteren Blick: „Das ist nicht dasselbe. Soll ich denn alle meine Töchter dem heiligen Vinzenz geben? Das fehlte noch!“ Zoe sah ein, dass ihr Vater in diesem Moment nicht zu überzeugen war und so wandte sie sich im Gebet an ihre himmlischen Freunde.

Um Zoe von diesen Gedanken abzulenken, schickte er sie zu einem seiner Söhne, der in Paris ein Gasthaus hatte. Doch diese Rechnung ging nicht auf, je enger die Welt um Zoe ihre Bande zog, umso klarer erkannte sie ihre Berufung. Das Mädchen war fester denn je entschlossen, Vinzenz-Schwester zu werden. In ihrer Einsamkeit und Herzensnot schrieb sie ihrer Schwägerin in Châtillon und der Schwägerin gelang es, Zoes Vater umzustimmen, so dass er endlich seine Einwilligung zum Eintritt in das Kloster gab. Glücklich ging Zoe Anfang des Jahres 1830 nach Châtillon, ihrem neuen Leben entgegen. Am 21. April 1830 wurde sie als Postulantin in das Mutterhaus an der Rue de Bac in Paris aufgenommen und erhielt den Namen Schwester Katharina.

Sr. Katharina ging unauffällig und ruhig ihren Weg, verrichtete die niedrigsten Arbeiten und an ihrem Wesen war nichts außergewöhnliches zu erkennen und doch gewann sie, ohne es zu wissen, alle Herzen. Auch wenn sie seit frühester Jugend an Selbständigkeit gewöhnt war, fiel ihr der Gehorsam nicht immer leicht und trotzdem beherrschte sie sich soweit, dass man ihr kaum anmerken konnte, wenn ihr ein Befehl schwer fiel. Am Beginn ihres Klosterlebens, war sie jahrelang demselben Seelenführer, dem Missionspriester Johann Maria Aladel, anvertraut. Während ihrem jahrelangen Schweigen über die Ereignisse, vertraute sie sich nur ihm an.

Die erste Erscheinung
Es war der Abend des 18. Juli 1830: Im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz in der Rue de Bac begann nach der Komplet das abendliche Stillschweigen und die Schwestern zogen sich zurück. Sr. Katharina wurde wach und hörte eine liebliche Stimme ihren Namen rufen: „Schwester Labouré!“ Sie sah ein Kind von wunderbarer Schönheit vor sich stehen, das ihr freundlich zulächelte. „Komm schnell in die Kapelle“, sagte das Kind, „die seligste Jungfrau erwartet dich!“ Katharina aber dachte besorgt, die anderen Schwestern zu stören und aufzuwecken. Das Kind beruhigte sie mit den Worten: „Fürchte nichts, es ist bald zwölf Uhr. Alle schlafen, ich werde dich begleiten.“

Sr. Katharina zog sich an und folgte dem Kind in die Kapelle, wo bereits alle Lichter brannten. Sie kniete am Kommuniongitter nieder. Als es zwölf Uhr schlug hörte Katharina ein Geräusch, wie das Rauschen eines Seidenkleides und das Kind sagte: „Schau, die heilige Jungfrau. Hier ist sie!“ Katharina erhob ihre Augen und sah eine wunderschöne Frau, das Gewand von gelblich weißer Farbe. Nach Ermahnung des Kindes weichen alle Zweifel von Katharina und ihr kindliches Herz drängte sie zu Maria, sie kniete ihr zu Füßen und legte zutraulich ihre Hände in den Schoß der seligsten Jungfrau, wie sie es einst auch bei ihrer eigenen Mutter tat. Sie hörte die Gottesmutter Maria nun sprechen, wie eine Mutter zum eigenen Kind spricht. „In Not und Sorge wende dich dorthin“ und Maria deutete mit der linken Hand zum Altar, „von dort her kommen alle Tröstungen“. Sr. Katharina vertraut ihr Herz ganz der Gottesmutter an und empfing unendlichen Trost.

„Mein Kind, ich will dir eine Aufgabe übertragen. Du wirst dabei manche Leiden ausstehen, sie aber durch den Gedanken überwinden, dass sie zur Verherrlichung Gottes gereichen. Man wird dir widersprechen, aber du wirst die nötige Gnade bekommen. Fürchte nichts! Sag alles, was mit dir vorgeht, mit Einfalt und Vertrauen! Du wirst gewisse Dinge sehen, du wirst in deinen Betrachtungen heilige Eingebungen haben. Gib jenem hierüber Rechenschaft, der dein Gewissen leitet.“ Als die Gottesmutter fort war, begleitete das Kind Sr. Katharina zurück in ihre Zelle, niemand hatte sie bemerkt.

Einige Zeit später ging Sr. Katharina zu ihrem Beichtvater und geistlichen Führer, um ihm von dem Geheimnis zu berichten, und er sagte zu ihr: „Schwester Labouré, denken Sie nicht mehr daran. Ihre Einbildungskraft kann Sie getäuscht haben. Widersetzen Sie sich Ihren Fantasien!“ Für Sr. Katharina war eine sehr schwere Zeit angebrochen, sie wagte nicht mehr, über ihr Erlebnis zu sprechen. Sie leidete und niemand wusste es, aber doch, jemand wusste es: Die himmlische Mutter wachte über der bevorzugten Sr. Katharina!

Die zweite Erscheinung
Sr. Katharina ging weiter täglich ihrer Arbeit nach wie zuvor, schweigend, gesammelt und in sich gekehrt. Am 27. November 1830 kniete Sr. Katharina in der Kapelle, von tiefem Stillschweigen umgeben. Plötzlich hörte sie das feine Rauschen eines Seidenkleides und als sie aufblickte sah sie die seligste Jungfrau Maria wieder vor sich. In ihrer ganzen königlichen und jungfräulichen Schönheit schaute Maria auf Katharina. Die Gottesmutter stand auf einer Halbkugel und hielt in ihren Mutterhänden eine kleinere Kugel. Plötzlich schmückten sich ihre Finger mit Ringen voll wunderbarer Edelsteine, die eine unsagbare Helligkeit verbreiteten. Sr. Katharina erkannte deutlich, dass jeder Finger mit drei Ringen geziert war. Die leuchtenden Edelsteine waren unterschiedlich an Größe, Farbe und Glanz und schickten dementsprechend größere und kleinere, hellere und weniger helle Strahlen aus. Eine innere Stimme sagte zu Sr. Katharina: „Diese Kugel, welche du siehst, stellt die ganze Welt dar, insbesondere Frankreich, aber auch jede einzelne Person.“ Maria sprach zu ihr: „Siehe hier, das Sinnbild der Gnaden, welche ich über diejenigen ausgieße, welche mich um dieselben bitten.“ Sr. Katharinas Erkenntnis wurde immer tiefer und sie sah, wie sich um die heiligste Jungfrau ein ovaler Rahmen aus Licht bildete und mit reinstem Gold folgende Inschrift im Halbkreis geschrieben wurde: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen!“

Eine Stimme befahl ihr: „Lass nach diesem Bild eine Medaille prägen! Die Personen, welche sie tragen, werden große Gnaden erhalten. Die Gnaden werden überreich für jene sein, die Vertrauen haben.“ Danach wendete sich das Bild und Sr. Katharina sah den Buchstaben „M“, von einem Kreuz überragt, das auf einem Querbalken ruhte, darunter das Herz Jesu, von einer Dornenkrone umgeben, sowie das Herz Mariens, mit einem Schwert durchbohrt. Dann war alles wieder vorbei. Sr. Katharina kniete in der dunklen Kapelle, der Himmel hatte sich wieder verschlossen und die Erdenschwere drückte umso mehr.

Nach dieser zweiten Erscheinung begann für Sr. Katharina Labouré eine schwere Zeit der Prüfung. Sie vertraute ihr Geheimnis erneut ihrem geistlichen Begleiter und Beichtvater Hr. Aladel an, aber er glaubte ihr nicht und sagte erneut, sie solle das alles vergessen. Er sagte unter anderem: „Nach Fantasiegebilden prägt man nicht Medaillen!“ Diese Reaktion hat Sr. Katharina im Herzen sehr tief verwundet und sie kämpfte mit den Tränen. Sie eilte in die Kapelle und weinte, dabei fielen ihr wieder die Worte der Gottesmutter Maria ein, die sie bei ihrer ersten Erscheinung sagte: „Du wirst dabei manche Leiden ausstehen. – Man wird dir widersprechen.“ Für Sr. Katharina begann ein großes inneres Leiden, da sie sich niemandem anvertrauen konnte. In dieser bitteren Einsamkeit war ihre himmlische Mutter, die Gottesmutter Maria, die einzige Vertraute. Sie hatte große Sehnsucht, Maria noch einmal zu schauen. So war es eines Abends, als sie in der Kapelle kniete und betete, dass sie wieder dieses Geräusch des Seidenkleides hörte. Als sie aufschaute, erblickte sie die allerseligste Jungfrau, diesmal über dem Tabernakel schwebend. Von ihren Händen gingen wieder die sonderbaren Strahlen aus und es bildeten sich im Halbkreis wieder die Worte: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen“ und wieder erhielt Katharina den Befehl, eine Medaille nach diesem Muster prägen zu lassen und sie vernahm noch einmal die Worte: „Diese Strahlen sind das Sinnbild der Gnaden, welche jene erhalten, die mich darum bitten!“ Maria sagte zu Katharina: „Meine Tochter, von nun an wirst du mich nicht mehr sehen, aber du wirst meine Stimme hören in deinen Gebeten.“ Dann war die Gottesmutter wieder verschwunden.

Von neuem wartete das Kreuz auf die Novizin Katharina Labouré. Am nächsten Morgen ging sie aus Pflicht des Gehorsams erneut zu ihrem Beichtvater und berichtete ihm, was sie erlebt hatte. Zu ihrem Erstaunen fragte er sie diesmal: „Haben Sie auf der Rückseite ebenfalls eine Umschrift gesehen?“ Sie antwortete mit nein und er trug ihr auf, die Gottesmutter zu fragen, ob auch auf der Rückseite eine Schrift hingesetzt werden sollte. Nach langem inständigem Gebet vernahm sie eine innere Stimme: „Das ‚M‘ und die beiden Herzen sagen genug.“ Katharina teilte diese Antwort Hr. Aladel mit, wurde aber ohne jede Gewissheit von ihm entlassen. Es vergingen Monate und der Wunsch der Gottesmutter wurde nicht erfüllt. Die Noviziatszeit von Katharina Labouré ging dem Ende zu. Ihr Kummer wuchs von Tag zu Tag, aber sie nahm die Situation in Demut und Liebe an.

Die Medaille
Sr. Katharina Labouré hat sehr darunter gelitten, dass nichts passierte, um den Wunsch der Himmelskönigin zu erfüllen. Eines Tages hörte sie ihre Stimme, die sich sanft beklagte, dass man nicht auf sie hören wollte. Sr. Katharina antwortete ihr weinend: „Aber meine gute Mutter, du siehst ja, dass er mir nicht glaubt!“ In unsäglicher Güte tröstete die Gottesmutter sie: „Sei ruhig! Es wird ein Tag kommen, wo er meinen Wunsch erfüllen wird. Er ist mein Diener und würde sich scheuen, mir zu missfallen.“ Sr. Katharina berichtete davon ihrem Beichtvater, was ihn zum Nachdenken bewegte. Er dachte bei sich: „Wenn Maria unzufrieden ist, so ist sie es nicht mit der jungen Schwester, welche in ihrer Stellung nichts zu tun vermag, sie ist es also mit mir.“ Dieser Gedanke beschäftigte ihn sehr und ließ ihm keine Ruhe. Nach langem Beten stand er endlich mit dem Gedanken auf: „Ich will tun, was ich kann, um den Wunsch Mariens zu erfüllen!“ Er setzte beim Generalprokurator und dem Erzbischof alle Hebel in Bewegung, um nun endlich den Auftrag der Gottesmutter Maria auszuführen und die Medaille prägen zu lassen. Durch die Cholera-Epidemie verzögerte sich die Fertigstellung zwar noch, aber am 30. Juni 1832 erhielt Herr Aladel die ersten Medaillen, von welchen er eine Sr. Katharina Labouré schenkte. Sie freute sich sehr darüber, nahm die Medaille voll Ehrfurcht und küsste sie. Sie war sehr glücklich und sagte: „Jetzt muss man sie verbreiten.“ Sie wusste, dass sich nun das Wort Mariens zu erfüllen beginnt und der Gnadenstrom, den die seligste Jungfrau angekündigt hatte, aus dem Mutterherzen strömen kann.

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