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Die Lebensgeschichte von
Herrn Pfarrer Santan Fernandes

Geboren bin ich in Bombay, am 13. September 1955, in einem sehr armen Viertel (Slums), wo viele Stände von Menschen wohnen, sehr arme, arme, aber auch wohlhabende und für indische Verhältnisse reiche Menschen.

Mein Vater hieß Nikolaus Mateus Fernandes und meine Mutter Rosa Maria Fernandes. Meine Brüder sind Gabriel, Joseph, Francis, Alex, Concesau, dann bin ich und nach mir der jüngste Bruder Conception.

Meine Mutter war Hausfrau und mein Vater arbeitete im indischen Militärdienst als Schreiner zum Schiffe bauen. Wir waren von unserem Vater gut versorgt, weil er gut verdient hat. Es hat uns nie gemangelt, es gab jeden Tag Fisch und am Sonntag Fleisch. Wir waren gut gepflegt, gut bekleidet und durften die Privatschulen besuchen, wo man für die lebensgeschichte-1Ausbildung viel Geld bezahlen musste. Obwohl wir in den Slums gelebt haben, hatten wir ein richtiges Haus, während viele andere Menschen in Hütten gewohnt haben. Das Grundstück wurde von unserem Vater gekauft und das Haus hat unser Vater selbst gebaut.

Mein Vater war ein sehr sozialer Mensch. Damals war es sehr schwierig Strom zu bekommen, nur wohlhabende Menschen konnten sich das leisten. Mein Vater kaufte diesen Strom für das eigene Haus und stellte ihn auch für andere Leute, die in Not waren, zur Verfügung. Dasselbe machte er auch mit der Wasserleitung. Viele notbedürftige Menschen bekamen von ihm gratis Wasser und Strom, weil sie die Miete dafür nicht bezahlen konnten.

Mein Vater war ein sehr frommer Mann. Ein Satz von ihm begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich erzähle ihn auch gerne in meinen Vorträgen oder Predigten. Er sagte: „Kinder, ihr dürft spielen, tun was ihr wollt, den ganzen Tag (in der Ferienzeit), aber kurz vor 19:00 Uhr müsst ihr zu Hause sein.“ Dann beteten wir gemeinsam den Engel des Herrn und den Rosenkranz. Wir beteten vor einem Muttergottesbild von Fatima, wo mehrere Familien zusammentrafen. Am Freitag fastete mein Vater immer bis zum Abendessen und vorher räucherte er das ganze Haus mit Weihrauch. Diese Frömmigkeit meines Vaters hat mich immer schon sehr tief berührt. Meine Mutter war eine sehr liebe Mutter, die uns die nötige Liebe und Geborgenheit geschenkt hat. Sie war eine betende Frau gewesen. Auch wenn ich spät in der Nacht nach Hause kam, war sie beim Rosenkranz beten. Sie war die gute Hirtin, die auf all ihre Kinder gewartet hat, bis alle zu Hause waren, dann ging sie schlafen.

Wir Brüder waren immer wie eine Einheit, wie ein Herz und eine Seele. Dazu spielte unser Bruder Joseph eine wichtige Rolle. Obwohl er von seiner Kindheit an schon sehr krank war, war er die führende Persönlichkeit für uns. Er führte uns, wie in einer Gemeinschaft und wir arbeiteten gemeinsam. Als unsere Mutter öfter krank war, wurden wir von ihm eingeteilt. Einer muss waschen, der andere kochen, der andere bügeln. So durften wir lernen, wie alles selbstverständlich zum Leben gehört. Diese Erfahrung war eine gute Schule für das Leben.

Schon als ich ein kleines Kind war, mit ca. 4 Jahren, sagte unser Vater zu uns: „Kinder, wenn ihr in der Früh aufsteht und am Abend schlafen geht, müsst ihr beten. Wenn ihr Speisen oder eine Mahlzeit zu euch nehmt, müsst ihr immer ein Kreuzlein machen und beten, und Gott danken für die Gaben, die ihr aus seiner Güte und Liebe bekommen habt.“ Aber es wurde uns nie gesagt, was wir beten sollen. So betete ich auf meine eigene Art und Weise, ich habe immer das Kreuzlein gemacht und betete ein Vaterunser und mehrere Gegrüßet seist du Maria vor einem kleinen Altar der Gottesmutter Maria mit dem Bild der Immerwährenden Hilfe. Immer wieder wenn ich betete, berührte das Bild mein Herz und ich hatte das Gefühl, die Gottesmutter und das Jesuskindlein schauen und lächeln mich an, und so dauerte das Gebet oft länger. Manchmal war das Gesicht der Gottesmutter sehr traurig, immer dann wenn ich einen Fehler gemacht habe oder nicht brav war. Zum Schluss betete ich noch das Ehre sei dem Vater. Das machte ich immer, ob ich aufstand oder schlafen ging, ob beim Mittag- oder nach dem Abendessen und so begleitete mich dieses Bild der Gottesmutter durch meine Jugend.

Als ich 7 Jahre alt war, hatte ich den Wunsch, in die Legio-Mariens-Gruppe einzutreten. Mein Bruder Alex und Francis waren schon einige Jahre in dieser Gruppe. Es hat mich sehr fasziniert, dass sie immer die Familien in den Slums besuchten. Manchmal durfte ich Mitarbeiter der Legio Mariens von anderen Orten begleiten, um ihnen zu zeigen, wo diese bedürftigen Familien wohnten. Diese Besuche bei den Familien berührten mein Herz zugleich mit Freude und Schmerz, zu erfahren, welche Schwierigkeiten es in den Familien gab, welche Leiden und Sorgen sie zu tragen hatten. Es hat mich innerlich sehr bewegt, dass ich eines Tages still und leise in die Gruppe Legio Mariens eingetreten bin, ohne es meinen Eltern zu sagen.

Ich habe einmal im Don Bosco Heft eine Geschichte über einen schrecklichen Unfall gelesen und wie die Wundertätige Medaille das Leben von 4 Menschen gerettet hat, obwohl das Auto total zerstört war. Seit dieser tief berührenden Geschichte drängte mein Herz, immer wieder anderen Menschen diese Medaille zu schenken. So besuchte ich im Pflegeheim und im Altenheim kranke Leute und schenkte ihnen immer eine Wundertätige Medaille und sagte diesen Einsamen aus meiner inneren Überzeugung: „Die Muttergottes wird dich nie im Stich lassen, dich nie allein lassen. Sie wird dich immer begleiten.“ Und ich zeigte ihnen das Herz Jesu und Mariens auf der Rückseite der Medaille, dass, wenn sie diese Medaille tragen, diese ganz nah bei ihrem Herzen sein werden.

Im Monat Oktober war ich von der Gruppe Legio Mariens beauftragt, in einem anderen Dorf, einmal in der Woche den Rosenkranz mitzubeten. Da besuchte ich die Familien und lud alle ein, vor einem Kreuz, gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Ich lud die Kinder ein und sagte, wenn sie den ganzen Monat gemeinsam mit mir den Rosenkranz beten würden, dann bekämen sie von mir ein Geschenk. Die Kinder erwiderten mir und sagten: „Nein wir wollen keine Geschenke von dir, aber wir möchten, dass du jeden von uns zu Hause besuchst“. Ich nahm diesen Wunsch der Kinder sehr ernst und bemühte mich, jedes Mal einige Familien zu besuchen. Eines Tages begegnete ich einer jungen Mutter mit 5 Kindern. Bei diesem Besuch erzählte sie mir, dass ihr Mann vor 7 Monaten durch Krebs gestorben war. Das jüngste Kind war gerade 6 Monate alt. Die Frau zeigte mir ihren Hals der immer größer wurde und wo sie Atemschwierigkeiten hatte. Sie war beim Arzt und im Spital gewesen und die Ärzte stellten einen Tumor am Hals fest. Weinend erzählte sie mir diese Geschichte. Ich hatte so großes Mitleid und sah ihre Machtlosigkeit. Ich wusste nicht, wie ich ihr helfen und sie trösten könnte, aber ich versprach ihr, dass ich für sie beten werde. Ich schenkte ihr eine Wundertätige Medaille und sagte ihr, sie sollte mit der Medaille an der Stelle am Hals ein Kreuzzeichen machen und beten „O Maria ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen und ein Gegrüßet seist du Maria“ und dasselbe 3x am Tag wiederholen. Einige Tage später, als ich wieder beim Rosenkranzgebet war, kam der Sohn zu mir und bat mich: „Meine Mutter will dich unbedingt wiedersehen. Kannst du bitte nach dem Rosenkranzgebet zu uns kommen?“ Zu meinem Erstaunen erzählte mir die Frau folgendes: „Wissen Sie Bruder Santan, ich habe mit der Medaille 3 Tage lang das Kreuzzeichen gemacht, wie Sie mir gesagt haben, und am 4. Tag in der Früh, als ich wieder das Kreuzzeichen machen wollte, habe ich gemerkt, dass mein Hals ganz normal ist. Am selben Tag bin ich in das Krankenhaus zur Untersuchung gegangen und die Ärzte waren erstaunt, die Krebskrankheit war nicht mehr da.“ Ich konnte nur der Muttergottes danken. In meinen späteren Jahren verzichtete ich immer wieder auf meine Mittagsmahlzeiten und kaufte dafür Medaillen und verschenkte sie an viele Menschen. Ich war in der Legio Mariens bis zu meinem 20. Lebensjahr, bevor ich nach Europa kam.

Als ich 14 Jahre alt war, war ich auf dem Weg, einen Schulfreund zu besuchen. Da entdeckte ich eine Kapelle mit einem Kreuz. Die Kapelle war total verfallen, das Kreuz war in der Mitte der Kapelle. In dieser Kapelle waren die Hunde und Katzen und Leute spielten dort Karten. Das hat mich sehr beunruhigt und es hat mich gestört, dass dieses Haus Gottes so entehrt wurde. Nach einer kurzen Zeit, besuchte ich den Nachbar dieser Kapelle und fragte ihn, wer für diese Kapelle zuständig sei und ob es möglich wäre, an einem Abend der Woche sich dort mit einigen jungen Leuten zu treffen, um die wichtigen Angelegenheiten zur Sanierung dieser Kapelle besprechen zu können. Ich kam zur festgelegten Zeit und erzählte einigen jungen Leuten, wie wichtig das Kreuz für uns ist, und dass unser Herrgott auf diesem Kreuz für uns gestorben ist und uns dadurch von unseren Sünden und Schuld erlöst hat. Ich fragte, ob es nicht möglich wäre, dass wir alle gemeinsam diese Kapelle wieder herrichten könnten, damit es zu einem neuen Gotteshaus wird, wo gebetet wird.

So habe ich Vorschläge gemacht, wie wir das nötige Geld zusammenbringen können. Wir druckten Lotterien mit schönen Preisen. Wir hatten eine große Geldsumme zusammengebracht, aber doch reichte das Geld nicht aus. Ich machte den Vorschlag, dass es schön wäre, wenn jeder von uns einige Häuser besuchen könnte, um Geld zu sammeln. Wir brachten wieder eine große Unterstützung zusammen, aber es fehlte immer noch Geld. Ich sprach mit einem guten Bekannten, der manchmal Theaterstücke aufgeführt hatte, ob er uns helfen würde. Er stimmte sofort zu, dass er gerne helfen würde und er bemühte sich, dass alle diese Schauspieler gratis mitmachten. Der Saal wurde von dem Ortspfarrer gratis zur Verfügung gestellt und auch die Musikkapelle spielte gratis. So hatten wir wieder viel Geld zusammengebracht, dass die Kapelle fertig gestellt und durch den Ortspfarrer geweiht werden konnte. Diese Kapelle steht heute noch als Ort des Gebetes in Bombay.

Eine Gemeinschaft zur Unterstützung der Familien durch Gebet und Werke der Nächstenliebe
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