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Der Ruf Gottes

In meinem weiteren Leben durfte ich durch Menschen erfahren, wie die Muttergottes ihnen geholfen hat und Heilungen stattfanden. Eines Tages wurde ich von einem jungen Mann in sein Dorf eingeladen, um etwas von der Gottesmutter zu erzählen. Da erzählte ich, wie die Gottesmutter, durch die Wundertätige Medaille, vielen Menschen geholfen hat und viele Menschen geheilt wurden.

Nach dem Vortrag drängten mich die Leute, ihnen den Segen zu geben, aber ich verweigerte. Ich sagte: „Ich bin kein Priester, ich bin ein Laie, genau wie ihr alle.“ Aber die Leute wollten mich nicht loslassen, solange ich sie nicht gesegnet hätte. In dieser Situation wurde mir von oben eingegeben, wie ich die Leute segnen sollte und so legte ich die Medaille, eine große Medaille, die ich heute selber noch trage, auf den Kopf auf und machte 3 x das Kreuzzeichen mit dem Gebet „O Maria ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen“. Alle Menschen wollten einzeln den Segen haben. Dies war im Jahre 1980, als ich das erste Mal gebeten und aufgefordert wurde, die Menschen zu segnen. Seitdem segnete ich mit der Wundertätigen Medaille. Im März des Jahres 1978 war ich von der Gebetsgruppe Marianischer Segenskreis eingeladen, an Exerzitien in Altötting teilzunehmen. Während dieser Zeit hatte ich das erste Mal die Möglichkeit, in der ruf-gottes-1Gnadenkapelle von Altötting zu verweilen und zu beten. Ich verbrachte jeden Tag, die Zeit, in der ich frei hatte, in der Gnadenkapelle und vertraute der Gottesmutter meine Anliegen und Sorgen an und bat sie, sie soll mir helfen eine gute Ehefrau zu finden. Seit dieser Zeit, hatte ich mir vorgenommen, einmal im Monat, jeden ersten Samstag, eine Wallfahrt nach Altötting zu machen. Ich fuhr in der Früh hin und am Abend zurück.

Im Mai 1978 habe ich erfahren, dass eine Gruppe von Leuten im Oktober eine Pilgerreise ins Heilige Land organisiert. So entschied ich mich, diese Möglichkeit, ins Heilige Land zu fliegen, wahrzunehmen. Während meines Aufenthaltes in Jerusalem hatte ich nach dem Abendessen den Wunsch einen Spaziergang zu machen. Ich fragte noch ein paar junge Männer, ob sie mitgehen möchten. Wir gingen zum Garten Gethsemane am Ölberg. Dort sammelte ich mich in Gebet und Stille. Auf einmal hörte ich eine Stimme „Folge mir nach“. Diese Stimme war ganz deutlich und klar und wiederholte dieselben Worte immer wieder in meinen Ohren. Obwohl ich niemanden sah und niemand da war, außer mir. Die Männer die mich begleiteten, hatten diese Stimme nicht gehört. Dieser Satz hat mich begleitet, monatelang und jahrelang.

Eines Tages wurde ich von einer älteren Dame in München zum Mittagessen eingeladen. Damals war sie ganz begeistert von meiner Medaille, die ich getragen habe. Und da sagte sie zu mir: „Mir gefällt die Muttergottes, sie ist sehr schön“. Ich sagte ihr, dass ich diese Medaille auf das Grab Jesu gelegt und sogar den Geißelungsstein damit berührt hatte und dass diese Medaille deshalb für mich persönlich eine ganz besondere Bedeutung hat. Und diese Frau kam und nahm die Medaille in die Hand und betete. Sie sagte mir: „Ich habe schon viele Jahre lang schreckliche Schmerzen in der Hüfte und die Ärzte wollen mich unbedingt operieren, aber ich habe Angst. Ich will lieber sterben, als mich operieren zu lassen“. Sie fragte mich, ob ich sie nicht mit der Medaille an dieser schmerzenden Stelle berühren kann. Und ich gab ihr zur Antwort: „Nehmen Sie bitte die Medaille in die Hand und machen Sie ein Kreuzlein und beten das Gebet - O Maria ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen - und ein Gegrüßet seist du Maria und dasselbe wiederholen Sie 3x und bitten die Gottesmutter, sie möge Ihnen helfen und beistehen“. Nach diesem Besuch begleitete sie mich bis zur Bushaltestelle. Auf einmal beginnt diese Frau ganz laut zu schreien, sodass ich schreckliche Angst bekam. Ich wusste nicht, was ihr passiert ist. Ich bat die Gottesmutter Maria, ihr zu helfen und sie von ihren Schmerzen zu befreien. Nach einer kurzen Weile ist die Frau ganz ruhig geworden und sie erzählte mir folgendes: „Wissen Sie, Herr Fernandes, was mit mir passiert ist? Ich hatte jetzt schreckliche Schmerzen und ich denke mein Knochen hat sich wieder an die richtige Stelle geschoben. Ich habe jetzt überhaupt keine Schmerzen mehr. Ich bin sicher geheilt worden!“

Unmittelbar am nächsten Tag ging sie zum Arzt zur Untersuchung und mittels eines Röntgenbildes wurde bestätigt, dass tatsächlich ihr Knochen wieder an der richtigen Stelle war. So durfte ich nur sagen: „Danke Muttergottes, weil du uns alle liebst und uns in unseren Schmerzen und Leiden nicht allein lässt“ 

An einem Samstag, spät abends, als ich von einem Besuch bei meinem Freund Pfarrer Karl Maria Harrer zurückkam, war ich im Bus. Im Bus habe ich immer den Rosenkranz gebetet. Von den 3 Rosenkränzen habe ich das letzte Gesätzchen nicht geschafft, weil einige Jugendliche mir ein paar Fragen stellten und so dachte ich, sobald ich nach Hause komme, werde ich sofort erst mein letztes Gesätzchen vom Rosenkranz beten und dann werde ich erst meine Briefe öffnen. Ich stand vor dem Fenster des Speisezimmers in der Wohnung meines Konsuls in München und sah, wie Leute am Radio free Europa Sender, beim Englischen Garten, arbeiteten. Kurz bevor ich die letzten 3 Gegrüßet seist du Maria beten wollte, hatte ich so eine Unruhe in mir gespürt, dass ich nicht verstand, was mit mir passiert. Mir wurde schwindlig und schlecht, und es drängte mich, in die Küche zu gehen und schnell ein Glas Wasser zu trinken. Kaum hatte ich das Glas Wasser getrunken, hörte ich einen schrecklichen Knall und es kam mir vor, als ob das ganze Haus wie bei einem Erdbeben, im nächsten Moment zusammenbrechen würde. Als ich die Küche verlassen habe und ins Speisezimmer zurückgehen wollte, sah ich die explodierten Fensterscheiben und wie alles einige Meter weit zerstreut herumlag. Ich sagte mir: „Muttergottes, ich danke dir, du hast mich beschützt!“

Womöglich hätte ich heute kein Augenlicht mehr oder wäre vielleicht schwer verletzt worden. Am nächsten Tag habe ich erfahren, dass es bei diesem Anschlag 7 Tote gegeben hat. Eine Reihe von Fenstern wurden durch einen Sprengstoffanschlag gesprengt, Menschen die im Bett lagen, wurden durch die Glasscherben verletzt und getötet, und andere erlitten durch den lauten Knall einen Schaden am Trommelfell. Durch meine plötzliche Übelkeit veranlasste mich die Gottesmutter den Raum schnell zu verlassen, welcher im selben Moment durch den Anschlag ganz erheblich zerstört wurde. So spürte ich deutlich den besonderen Schutz der Gottesmutter Maria in meinem Leben.

ruf-gottes-2Ich hätte nie geträumt und gedacht, dass Gott mich wirklich gerufen hat, in seinem Weinberg zu wirken. Nach einer langen Zeit der Zweifel und des Misstrauens und eines harten Kampfes, um diese Wahrheit wirklich zu prüfen, fand ich die Antwort in meinem Herzen, durch die Muttergottes. Eines Tages fragte mich nach der Beichte ein Priester in der Theatinerkirche St. Kajetan in München: „Warum wollen Sie kein Priester werden“? Diese Frage des Priesters übergab ich der Gottesmutter und sagte ihr: „Bitte hilf mir zu wissen, was die Wahrheit ist. Ob wirklich dein Sohn mich gerufen hat, ihm zu dienen?“ Während ich bei der Schwarzen Madonna betete, spürte ich in mir einen übernatürlich großen Frieden, Ruhe und eine wunderbare Gelassenheit in meinem Herzen. Von da an, war ich überzeugt, Gott hat mich gerufen, ihm zu dienen. Ich sah meinen Auftrag: „Gehe und stärke deine Brüder und Schwestern.“ So habe ich mich im Jahre 1980 entschieden, Priester zu werden. Nach einer kurzen Zeit, traf ich meinen Priesterfreund Karl Maria Harrer und erzählte ihm über meine innere Überzeugung, Priester zu werden. Er begleitete mich die nächsten Schritte meines Lebens, bis zum Studium.

Im Jahre 1979 machte ich meine erste Reise nach Lourdes und Paris. Ich durfte das erste Mal an diesem Gnadenort sein, wo die Gottesmutter der Katharina Labouré anvertraute, eine Medaille prägen zu lassen. Ich spürte eine besondere Kraft an diesem Gnadenort und sagte mir, am liebsten möchte ich jeden Monat 1x kommen und die Gottesmutter hier besuchen. Nach einer kurzen Zeit ist es mir gelungen, dass ich einmal im Monat mit dem Zug nach Paris gefahren bin. Am Freitagabend nach dem Dienst bin ich mit dem Nachtzug gefahren und in der Früh um 7 Uhr war ich in Paris am Bahnhof. Eine gute Bekannte in München, eine Französin, die ich kennengelernt hatte, erzählte mir von ihrem Bruder der in Paris in der Nähe der Rue de Bac wohnt. Durch ihre Unterstützung durfte ich bei ihrem Bruder im Büro immer wieder eine Nacht verbringen. So verbrachte ich am Samstag und Sonntag die ganze Zeit von 9-12 Uhr und von 14-18 Uhr in der Kapelle von Rue de Bac, betend und flehend um die Gnade Gottes. Am Sonntagabend um ca. 20 Uhr fuhr ich mit dem Zug wieder Richtung München. Am Montag in der Früh war ich wieder in meinem Dienst.

Was war der Grund, dass ich in dieser Kapelle so viel Zeit verbrachte? Ich war überzeugt von den Worten der Gottesmutter: „Wer zum Altar meines Sohnes kommt, dem werde ich besondere Gnaden schenken, dem werde ich besonders beistehen und helfen“. Und ich machte diese Wallfahrten nicht für mich allein, sondern um besonders für die vielen Kranken zu beten und für jene Menschen, die mir ihre Anliegen anvertraut hatten. Bis 1982 besuchte ich regelmäßig immer wieder die Gottesmutter in der Rue de Bac.

Am 26. September 1982 hat mich mein Konsul, nach langem Hin und Her und einigen Schwierigkeiten, vom Dienst freigegeben, dass ich endlich diesen Weg des Priesterstudiums, auf den ich voller Sehnsucht gewartet habe, beginnen konnte. So besuchte ich die theologische Fakultät in Schwaz in Tirol. Wir waren 10 Priesterkandidaten, nur 4 sind übrig geblieben. Es war kein leichter Weg. Ich hatte einige Anfangsschwierigkeiten, da ich im Unterricht beim Mitschreiben nicht mitgekommen bin. Manche Vorlesungen waren so schwierig, dass man kein Wort verstanden hat, man hätte schlafen können. Einige Studenten haben mich beleidigt: „Bist du so dumm, hast du deinen Verstand verloren, was suchst du denn hier, ohne richtig deutsch zu sprechen? Wenn wir es nicht schaffen, was willst du dann hier machen? Geh wieder zurück zu deiner Arbeitsstelle im Konsulat“.

Eines Tages machten mir diese schweren Beleidigungen das Leben schwer, ich ging in mein Zimmer um zu Lernen und dachte, dass mein Kopf überhaupt nicht mehr funktioniert. Ich saß an einem Tisch vor der Muttergottesstatue, wo ich immer lernte. Da redete ich mit der Muttergottes und sagte: „Meinst du nicht, dass es nur ein Irrtum von mir ist, nur eine Illusion? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich wirklich Priester werden kann. Ich verstehe kein Wort, was soll ich machen?“ Mit Augen voller Tränen sagte ich der Muttergottes: „Nein, ich schaff das nicht mehr“.

Auf einmal hörte ich eine Stimme in mir: „Nein du wirst es schaffen, du brauchst keine Angst zu haben“ Das waren Anfang und Ende meiner Zweifel. Niemals hätte ich zweifeln müssen, dass ich das nicht schaffe und ich habe es geschafft. Ich habe mir viel Mühe gegeben, Tag und Nacht habe ich gelernt. Ich stand immer wieder unter Zeitdruck, da man die Prüfungen nicht jederzeit ablegen konnte, sondern nur zu bestimmten Terminen. Aufgrund vieler Hindernisse und Schwierigkeiten durch Krankheit eines Professors, konnte ich die Abschlussprüfungen nicht ablegen und musste 9 Monate warten. Mit Gottes Hilfe und dem Beistand der Gottesmutter war es mir möglich, dass ich dieses Ziel erreicht habe und heute Priester bin. Trotz meines Studiums hatte ich immer die Zeit für meine tägliche Anbetung und das Gebet, das war mein wichtigster Begleiter.

Am 8.8.1988 bin ich in die Gemeinschaft Augustiner Chorherren – Brüder vom gemeinsamen Leben in Deutschland (Schwarzwald) eingetreten, in der Nähe von Waldshut-Tiengen. Nach einer kurzen Zeit wurde ich ins Noviziat aufgenommen, aber es war der Wille Gottes, dass ich nach Salzburg gehen sollte, wo ich den neugeweihten Erzbischof Georg Eder damals gekannt hatte, der mir die Möglichkeit gab, ab dem 10.1.1990 im Priesterseminar zu wohnen und während dieser Zeit auch als Pastoralassistent in der Pfarre St. Erhard in Nonntal (Salzburg) mitzuwirken. Während dieser Zeit besuchte ich auch die Universität Salzburg und habe mein Magisterstudium der Theologie abgeschlossen. Nach einer kurzen Zeit wurde ich am 9.12.1990 in der Franziskanerkirche in Salzburg mit 6 anderen Kandidaten zum Diakon geweiht. Am 29. Juni 1991 wurde ich im Dom zu Salzburg zum Priester geweiht. Am 6. Juli 1991 feierte ich meine Primizmesse in München, in der Pfarre St. Bruder Klaus, Waldperlach. Vom 1. September 1991 bis 12. September 1993 durfte ich als Kooperator in der Pfarre St. Johann in Tirol wirken. Am 13. September 1993 übernahm ich auf Wunsch des Erzbischofs die Pfarre St. Ulrich am Pillersee und nach kurzer Zeit übernahm ich auch die Pfarren St. Jakob und Waidring mit in die Betreuung.

Eine Gemeinschaft zur Unterstützung der Familien durch Gebet und Werke der Nächstenliebe
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